Liebe Motorsportfans,
Ich blicke auf eine ereignis- und abwechslungsreiche Saison zurück. Eine Saison, die ich insgesamt als durchwachsen beschreiben würde. Nun, mit einigen Wochen Abstand, nutze ich die ruhigen Momente zur Reflektion. Was war alles los im vergangenen Jahr? Was war gut? Was weniger? Was kann ich tun, um als Rennfahrer noch besser zu werden? Begleitet mich durch meine Rennsaison 2018:
Mein Saisonfazit in Kurzform
„Klipp und klar: nicht zufriedenstellend. Die Saison 2018 konnte nicht an die erfolgreichen Vorjahre anknüpfen. Vor allem mit meinen Einsätzen im Blancpain GT Series Endurance Cup kann ich nicht glücklich sein, weil wir oft nicht das Potenzial hatten, um vorne mitzufahren. Im ADAC GT Masters sind wir uns teilweise selber etwas im Weg gestanden, sodass wir trotz gutem Speed am Ende keine Titelchancen hatten. Als Rennfahrer habe ich insofern Fortschritte gemacht, als ich in Bezug auf die Abstimmungsarbeit mehr Verantwortung übernommen habe, was meinem technischen Verständnis zu Gute gekommen ist. Aber insgesamt verlief die Saison unbefriedigend, weil eben auch ein gutes Schlussresultat fehlt.“
Mein persönlich bestes Rennen
„Vermutlich der Auftakt zum Blancpain GT Series Endurance Cup in Monza. Ich habe mich während meines Stints in meinem Mercedes-AMG GT3 sehr wohlgefühlt, konnte ums Podest kämpfen und angreifen. Und das Überholmanöver gegen Aleshin im Ferrari auf der Außenbahn der Parabolica hat schon echt Laune gemacht …“
Die größte Überraschung für mich
„Die unglaubliche Leistungsdichte im ADAC GT Masters. Das hatte mit dem, was ich aus meiner bis dato letzten GT-Masters-Saison 2013 kannte, nichts mehr zu tun. Von der Papierform her konnte man zwar im Vorfeld schon ahnen, dass es anspruchsvoll wird, aber nach ein, zwei Rennen wusste ich: Das hier ist mit die stärkste GT-Rennserie überhaupt.“
Meine größte Enttäuschung
„Dass wir mit Strakka Racing das ganze Jahr über gekämpft haben, um auf einen grünen Zweig zu kommen, es letztlich aber nicht geschafft haben. Rennen wie Monza oder Barcelona haben unsere Probleme ein wenig kaschiert. Aber aus eigener Kraft um den Sieg mitfahren konnten wir eigentlich nie. Der Tiefpunkt waren die 24 Stunden Spa. Dort war früh klar, dass wir überhaupt nur über die Strategie und die Fehler oder Pech der Konkurrenz nach vorne kommen würden.“
Mein ärgerlichster Fehler
„Der Dreher im ersten GT-Masters-Lauf in Zandvoort war eigentlich mein einziger gravierender Fehler in diesem Jahr. Die Situation war emotional aufgeladen, worauf ich mich zu einem Manöver hinreißen ließ, was auch hätte gutgehen können. Ging es aber nicht, worüber ich mich sehr geärgert habe.“
Mein bester Zweikampf
„Ich hatte im ADAC GT Masters einige harte, teils für meinen Geschmack auch überharte Zweikämpfe. Persönlich Spaß gemacht hat mir natürlich das Duell gegen den Zakspeed-Mercedes am Nürburgring, das am Ende zum Sieg für mich und Indy geführt hat.“
Mein anstrengendstes Rennen
„Suzuka war heftig, weil es so heiß war. Aber noch anstrengender fand ich Spa. Bei diesem langen Kampf mit absolut stumpfen Waffen habe ich mich physisch, aber auch psychisch völlig verausgabt.“
Die schönste Rennstrecke
„Bathurst, ganz klar. Zum ersten Mal auf so tollen Kursen wie Suzuka, Road Atlanta und Laguna Seca zu fahren, war klasse, aber über die Berg- und Talbahn am Mount Panorama geht für mich auf diesem Globus nichts.“
Die Rennstrecke, auf die ich am ehesten verzichten könnte
„Sachsenring. Und damit meine ich nicht einmal die reine Streckenführung, sondern ein Problem, das auch auf Oschersleben oder Most zutrifft. Du kannst mit einem modernen GT-Auto da rumfahren und vielleicht sogar Spaß haben. Aber die Überholmöglichkeiten sind null, also birgt das Rennfahren auf diesen Pisten für mich persönlich wenig Reiz.“
Der witzigste Moment
„Da gab’s keinen bestimmten, im Rennauto schon gar nicht. Mit dem Team und den Kollegen gibt’s zum Glück während eines Rennwochenendes immer wieder auch ein bisschen Spaß, das lockert die harte Arbeit ein wenig auf.“
Die ereignisreichste Reise zu einem Rennen
„Es war schon fast langweilig. Ich hatte oft lange und auch anstrengende Anreisen, aber alles lief nach Plan. Ich habe noch nicht einmal einen Flieger verpasst …“
Wofür ich 2019 Revanche will
„Für alles. Für das erste Jahr in meiner jungen GT-Karriere, in dem ich nicht jederzeit konkurrenzfähig war. Ich möchte wieder um Top-5-Positionen und Meistertitel kämpfen. Ich will in den Rennen wieder mehr attackieren können, statt mich nur verteidigen zu müssen.“
Meine Wünsche fürs kommende Jahr
„Der sportliche Erfolg ist ein Aspekt, aber bei weitem nicht der einzige. Sophia Flörschs schlimmer Unfall in Macau hat einmal mehr gezeigt, dass gesund und ohne bösen Crash durch eine Saison zu kommen, auch im modernen Rennsport noch immer das Wichtigste ist. Ich wünsche mir Gesundheit und Glück für mich und alle Menschen, die mir nahestehen. Und ich wünsche mir ein bisschen weniger Hektik, etwas mehr Zeit für meine Freunde, einfach etwas mehr Gelegenheit zum Runterkommen.“
Soweit meine Gedanken zum vergangenen Jahr. Ich melde mich wieder mit konkreten Infos zur bevorstehenden Saison 2019, sobald ich sie selber habe. Bis dahin lasst’s Euch gutgehen!
Bis bald!
Ausblick: Kräfte sammeln, Seele baumeln lassen
Mit dem Finale der Intercontinental GT Challenge in Laguna Seca ist für Maximilian Buhk eine abwechslungsreiche Saison mit einigen Höhen, aber auch manchen Tiefen zu Ende gegangen. Insgesamt bestritt der 25-jährige Hamburger auf den rund 550 PS starken Mercedes-AMG GT3 des MANN-FILTER Team HTP, des Mercedes-AMG Team Strakka Racing, des Mercedes-AMG Team SunEnergy1 Racing sowie der Rennställe P1 Motorsports und GruppeM Racing 20 Veranstaltungen mit 28 Rennen, von denen er zwei gewann.
Nach dem kräftezehrenden Jahr heißt die oberste Maxime für Maxi Buhk in den kommenden Wochen: Akkus laden, Stress abbauen, vernachlässigte Freundschaften pflegen, Seele baumeln lassen. Im Anschluss an seinen letzten Renneinsatz in Laguna Seca hängten Maxi und seine Freundin einen kleinen Roadtrip durch Kalifornien an. „Vielleicht fahren wir nochmal ein paar Tage weg, vielleicht auch nicht. Ich fühle mich in meiner Heimat rund um Hamburg einfach pudelwohl. Und unterwegs war ich in diesem Jahr ja genug“, sagt der Norddeutsche. „Gleichzeitig werde ich aber auch mein Sportprogramm wieder intensivieren. Es wäre ungünstig, alles schleifen zu lassen und im Januar plötzlich festzustellen, dass Bathurst vor der Tür steht.“
Stichwort Bathurst: Maxis Arbeitgeber Mercedes-AMG hat sein Rennprogramm für die Saison 2019 noch nicht definiert. Buhk: „Die Planungen sind noch nicht abgeschlossen. Möglicherweise erwartet mich ein ähnliches Programm wie 2018, möglicherweise gibt’s auch ein paar Änderungen. Egal wie: Ich kann es schon jetzt kaum mehr erwarten, wieder in meinem Mercedes-AMG GT3 zu sitzen.“